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Freitag, 11.06.2021

Boom bei Finanz-Apps

Banking und Brokerage auf dem Smartphone boomen. Im Corona-Jahr 2020 haben Millionen von Kunden Finanz-Apps für sich entdeckt. Das belegt der jährliche "Mobile App Trends Report" des Analyse-Unternehmens Adjust. FinTech-Apps konnten demnach im letzten Jahr stärker zulegen als Apps für Gaming und E-Commerce. Gegenüber dem Vorjahr stieg die Zahl der Installationen um 53 %. Zum Vergleich: Shopping-Apps legten trotz Lockdown nur um 6 % zu, Spiele-Apps um 51 %. Für den Report wurden weltweit 2.000 mobile Anwendungen ausgewertet

Börse und Bitcoin als Treiber

Die Zahlen von Adjust zeigen: Hinter dem starken Wachstum stecken insbesondere Apps rund um das Thema Investieren. So stieg die Anzahl der Downloads bei Börsen- und Anlage-Apps 2020 um 115 %. Auch Apps für den Handel mit Krypto-Währungen legten um mehr als 80 % zu. Bekanntermaßen haben zwar viele Apps nach der Installation nur eine kurze Halbwertszeit. Laut der Auswertung von Adjust schneiden Finanz-Programme allerdings deutlich besser als der Rest ab. Immerhin 12 % der Nutzer sind auch einen Monat nach dem Download noch aktiv. Auch die Zahl der Sessions spricht dafür, dass viele Kunden ihre installierten FinTech-Apps regelmäßig nutzen. Im Jahresverlauf 2020 stieg die Zahl der Aufrufe um 85 %. Im ersten Quartal 2021 setzte sich dieser Boom mit einem Plus von 35 % nahtlos fort.

Junge Kunden mögen Apps

Einer aktuellen Umfrage von Statista zufolge, bevorzugen vor allem junge Leute Finanz-Apps. Mehr als 80 % der 18- bis 24-Jährigen und knapp dreiviertel der 25- bis 34-Jährigen verwenden das Smartphone, um Bankgeschäfte zu erledigen, mit Aktien und Fonds zu handeln oder Versicherungen zu verwalten. Quer durch alle Altersklassen liegt die App-Nutzung im Schnitt bei 56 % und nimmt mit zunehmendem Alter ab. So nutzen von den 35- bis 44-jährigen Kunden immerhin zwei von drei Kunden Finanz-Apps, ab 55 Jahre ist es dagegen nur noch weniger als jede Dritte.

Zeitgemäße Marketing-Ideen für junge Kunden gefragt

Für Finanzberater sind junge Kunden eine wichtige Zielgruppe. Regelmäßigen Auswertungen des Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung DIVA zufolge sind die Deutschen gegenüber aktienbasierten Anlageformen zunehmend positiv eingestellt. "Den neuen Appetit auf Börse entwickeln vor allem die Jungen", hat Professor Prof. Dr. Michael Heuser, wissenschaftlicher Direktor des Forschungsinstituts, festgestellt. "Menschen unter 30 Jahren legen einen sehr ausgeprägten Aktienoptimismus an den Tag", sagt er.

Trotz mangelnder Börsenerfahrung strömen die optimistisch eingestellten Nachwuchsanleger vor allem zu Direktbrokern und digitalen Anlagehelfern (Robo-Advisor). Ein Beispiel liefert die Erfolgsgeschichte des Berliner Start-ups Trading Republic: Im April 2020 meldete das 2015 gegründete FinTech 150.000 Kunden, mittlerweile sind es nach eigenen Angaben mehr als eine Millionen. Zusammen kommen sie auf ein Anlagevolumen von mehr als sechs Milliarden Euro. Rund die Hälfte der Nutzer hätte zuvor noch nie investiert, heißt es von Trade Republic.

Fazit:

FinTechs wie Trade Republic, Scalable Capital, Oskar, Quirion, Raisin Invest treffen offenbar besonders gut die Anforderungen junger Kunden und prägen so auch die Erwartungen der künftigen Besserverdiener und Erben. Berater sollten dieses Segment aufmerksam im Blick behalten und prüfen, ob sich daraus Ansätze für die eigene zielgruppengerechte Kundenansprache ableiten lassen. Zu den Stärken der digitalen Anbieter zählen insbesondere niederschwellige Einstiegsmöglichkeiten, transparente Gebühren und die bequeme, automatisierte Geldanlage durch Sparpläne. Um Kunden dauerhaft zu binden, setzten einige Apps zusätzlich auf Cashback: Wer die von Anbietern wie Vivid oder Vantik herausgegebenen Karten zum Bezahlen nutzt, erhält bei jeder Transaktion einen bestimmten Prozentsatz des Kaufbetrages gutgeschrieben, der dann automatisch in ein Vorsorgeprodukt oder einen Sparplan investiert wird. Davon allein werde zwar niemand reich, doch es sei der Anfangspunkt, um mehr Geld bei Vantik zu investieren, so der Gründer des Berliner Robo-Advisors Til Klein.

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