Die Börse Frankfurt definiert in ihrem Börsenlexikon Frontrunning so:
Als Frontrunning bezeichnet man den Kauf von Wertpapieren durch Anlageberater oder Analysten, bevor sie diese ihren Kunden zum Kauf empfehlen. Frontrunning ist auch gegeben, wenn Börsenhändler Kundenorders erst ausführen, nachdem sie selbst Wertpapiere auf eigene Rechnung gekauft oder verkauft haben. Das Frontrunning ist nach dem Wertpapierhandelsgesetz verboten.
Dazu muss man anmerken, dass in dieser Definition natürlich diejenigen Anlageberater gemeint sind, die in Scheinberatungen im Auftrag des Netzwerkes für die Beschaffung der Opfer dieser Betrugsmethode verantwortlich zeichnen. Und, der Hinweis auf das Verbot im Wertpapierhandelsgesetz bedarf natürlich der Anmerkung, dass die Möglichkeiten der Finanzaufsicht dagegen vorzugehen eher beschränkt sind.
Frontrunning in seiner modernen Form bedarf der strategischen Planung wie sie nur in professionellen Betrugsnetzwerken darstellbar sein dürfte.
Im ersten Schritt wird nach Aktiengesellschaften gesucht, deren Aktien aufgrund schlechter Geschäftsverläufe tief in den Kurskeller gefallen sind und die an der Börse eher geringe Umsätze aufweisen. Dabei spielt es keine Rolle, wie die Zukunft dieser Unternehmen einzuschätzen ist.
Nun wird aus dem Netzwerk heraus Geld eingesetzt, um diese Aktien zu kaufen. Das Volumen der Käufe wird so gesteuert, dass die Aktien erste nennenswerte Kursgewinne aufweisen.
Jetzt ist die Propagandaabteilung dran: Die verschickt geschickt formulierte Mails mit Aufforderungscharakter, formuliert Tweets für die sozialen Medien, lässt angebliche Experten zu Wort kommen und außerdem veröffentlicht sie erste Erfolgsberichte von Anlegern, die angeblich bereits einen ersten dicken Gewinn eingefahren haben. Das zeigt Wirkung in Form von Kauforders, die den Kurs weiter in die Höhe treiben.
Die nächste Phase ist die Abstiegsphase. Die Entscheidung, ab wann die Aktien wieder fallen sollen, fällt das Netzwerk, indem es mit den Verkäufen beginnt.
Im Ergebnis sind die Initiatoren dabei steinreich geworden und die Anleger bitterarm, wobei es auf beiden Seiten Ausnahmen geben kann. Wenn etwas schiefläuft, dann kann der Plan des Netzwerkes auch mal nicht aufgehen. Gut, dann wendet man sich einem neuen Objekt zu. Vermutlich um die Aktienkäufer bei Laune zu halten, wird im Internet gerne über Anleger berichtet, die hohe Gewinne bei Verkäufen der Aktien erzielt haben. Grundsätzlich ist das nicht unmöglich, wenn der betreffende Anleger cool bleibt und immer wieder Gewinne mitnimmt. Das ist aber sehr schwer, denn die schnell steigenden Kurse wecken natürlich die Gier der Anleger, die dann eher weiter kaufen, statt Gewinne mitzunehmen und wann der Kurs "oben" ist weiß nur das Netzwerk.
Wer an diesem Spiel teilnehmen will, der sollte zuallererst eine seriöse Abwicklungsplattform suchen. Teilweise werden nicht real existierende Plattformen, bereits vom Anbieternetzwerk angeboten. Die Einzahlungen der Anleger wandern dann nicht in Aktien, sondern direkt auf das Konto der Anbieter in der Südsee usw.
Die deutsche Finanzaufsichtsbehörde BaFin warnte bereits mehrfach vor Angeboten dieser Art, zuletzt auch direkt vor Käufen der Aktien der "Windeln.de" (ISIN:DE000WNDL201) am 10.06.2021. Die Süddeutsche Zeitung (SZ) bezeichnet solche Aktien als "Hype-Aktien" (SZ vom 12./13.06.2021 "Perfides Spiel")
Dieser Beitrag wurde erstellt von Helmut Kapferer.
Finanzpartner Grau
Südstr. 4
71522 Backnang
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